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Trauer liebevoll wandeln

Im Jahr 2015 ist Frau Elfriede Heil, ehrenamtliche Mitarbeiterin beim Kriseninterventionsteam Steiermark, mit der Bitte an uns herangetreten, dem Tabu-Thema “Suizid” in einem Gottesdienst Raum und Stimme zu geben. Die Gestaltung eines eigenen Platzes im Garten – “Platz der Trauer – Platz des Heiles” – war eine weitere Folge dieser Initiative.

Bei der näheren Beschäftigung mit diesem Thema haben wir überrascht festgestellt, wie viele von uns im Familien-, Nachbarschafts-, Freundes- oder Bekanntenkreis eine oder mehrere Situationen kennen, in denen ein Mensch entschieden hat, seinem Leben ein Ende zu setzen. Viel Ratlosigkeit und Sprachlosigkeit bleiben oft zurück.

Seit damals feiern wir jährlich am ersten Sonntag im März einen Gottesdienst unter dem Titel “Leben mit dem Warum”. Im Glauben an die vorbehaltlos bergende und befreiende Liebe Gottes beten wir mit und für Menschen, die auf diese Weise aus dem Leben geschieden sind und für die Angehörigen und Freunde, die mit Betroffenheit und vielen Fragen zurückbleiben.

Elfriede Heil selbst hat ein begleitendes Seminarangebot entwickelt, das diesem Gottesdienst vorausgeht. “Trauer liebevoll wandeln. Abschied braucht Zuwendung, Zeit und Dankbarkeit” war das heurige Thema, das auch den Gottesdienst am 5. März 2023 bestimmte.

Dank des frühlingshaften Wetters konnten wir den Gottesdienst beim Platz der Trauer im Garten beginnen, wo P. Sascha an ein Wort von Viktor Frankl erinnerte:

 

Auch Unfertiges hat Gültigkeit. Vollendung und Länge machen nicht den Sinn.

Dieser Gedanke war vom Psychotherapeuten Alfried Längle u.a. so entfaltet worden:

“Wie vieles beginnen wir, ohne es je zu Ende zu bringen! Und doch: War es nicht wichtig, dass wir es versucht haben? Dass wir es gelebt haben? Dass wir darin waren, dabei waren, daran waren? Warum soll das Zu-Ende-Bringen mehr zählen als das Anfangen? Als die Aufregung, das Versuchen, das Gehen, das Erleben, das Scheitern, der Weg – als das Leben selbst?”

In der Franziskukapelle konnten die Teilnehmenden dann Kerzen im persönlichen Gedanken an konkrete Menschen entzünden. Das Evangelium vom 2. Fastensonntag, die Verklärung Jesu, war gleichsam eine Einladung, sich mitten im Alltag und auch im Bewusstsein von Leid und Tod, des Lebens zu vergewissern. Auch in der Erfahrung von Trauer und Schmerz ist es wichtig, den Blick auf das Licht nicht zu verlieren. Das bringt auch die Skulptur von Franz Donner beim Platz der Trauer – Platz des Heiles zum Ausdruck.

Gestattest du dir dein Lachen?

Erlaubst du dir, Freude zu empfinden?

Gönnst du dir einen Tag Unbeschwertheit? Natürlich ohne dabei den Menschen, den du vermisst, zu vergessen. Das wäre gar nicht möglich, denn das Leben dieses Menschen ist ein Teil deiner Lebensgeschichte!

Nimmst du dir Zeit für dich, für dein Leben? Es ist das einzige, das du hast, und ein Geschenk der Schöpfung.

Gedanken von Elfriede Heil zum Thema

 

“Trauer liebevoll wandeln” ist meiner Meinung nach eine Frage der Zeit, einer Zeit, die individuell für jeden anders in Dauer und Intensität sein kann.

“Trauer liebevoll wandeln” kann gelingen, wenn wir mit dem Ereignis in Frieden sein können. Ganz besonders bei einem Suizid!

“Trauer liebevoll wandeln” kann im Prozess des achtsamen Umgangs mit dem eigenen Leben und der Akzeptanz des Lebens dessen, den wir vermissen und um den wir trauern, machbar sein.

“Trauer liebevoll wandeln” erfordert, all meine Erfahrungen und Erlebnisse, die ich mit
dem Menschen, der mir so sehr fehlt, erlebt habe, in meinem Leben zu integrieren.
Nichts geht verlore. Ich durfte diese Zeit miteinander erleben und erfahren.

Der Abschied braucht Zuwendung, Zeit und Dankbarkeit, und bei einem Suizid ganz besonders Verständnis aus dem Umfeld. Das traurige Ereignis ist nicht mehr zu verändern. Es ist, wie es ist! Aber wir können durch unsere anteilnehmende Zuwendung das Trauern unterstützen. Denn Trauer ist der erste Weg zurück ins eigene Leben.

Die Zuwendung ergibt sich aus der Dankbarkeit und der Zeit, die ich mir dafür nehme, um zu trauern und all die Erlebnisse und Erfahrungen anzuerkennen. 

Es formt uns, es macht aus uns das, was wir eines Tages sein werden oder was wir bereits sind. Das Ereignis können wir nicht verhindern, aber wir können aus dem Ereignis eine Erfahrung in Liebe bewirken.

 
 

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