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Heraus aus unseren Gräbern

Die Lesungen, die wir gehört haben, lassen uns schon auf Ostern blicken. Auf die Auferstehung. Auf die Auferstehung Jesu und auf die Möglichkeit unserer eigenen Auferstehung. Die erste Lesung aus dem Buch Ezechiel deutet uns quasi das lange Evangelium mit der Geschichte der Auferweckung des Lazarus. Ezechiel schreibt mit klaren und starken Worten, was er ausdrücken möchte. „Siehe, ich öffne eure Gräber und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf. Ich bringe euch zum Ackerboden Israels.“

Ich öffne eure Gräber und hole euch aus euren Gräbern herauf. Was für eine Botschaft! Unserer Gräber werden geöffnet, und wir dürfen aus diesen Gräbern heraussteigen. Aus unseren Gräbern der Angst, aus den Gräbern der Einsamkeit, aus den Gräbern der Kränkungen und der Enttäuschungen, aus den Gräbern des Selbstmitleids, aus den Gräbern unserer Handlungsunfähigkeit, … Es gibt viele Gräber, in denen wir liegen und die uns im Tod gefangen halten. Aus diesen Gräbern möchte uns Gott herausführen und auf Ackerboden führen. „Ich bringe euch zum Ackerboden Israels.“

Ich bringe euch zum Ackerboden. Ich bringe euch ins Leben zurück, damit ihr wieder fruchtbar werden könnt, indem ihr auf dem „Ackerboden“ des Lebens steht und ihn bearbeitet, das heißt, euch einbringt, raus aus Isolation hinein in die Fruchtbarkeit, und mag sie auch noch so klein sein.

„Ich gebe meinen Geist in euch, dann werdet ihr lebendig“, heißt es weiter. Der Geist in uns ist es, der uns der lebendig machen kann. Wir sagen manchmal, „die Lebensgeister sind wieder erwacht“. Genau das meint diese Stelle, wenn es heißt, „ich gebe meinen Geist in euch, dann werdet ihr lebendig.“ Und weiter heißt es: „Und ich versetze euch wieder auf euren Ackerboden.“

Leben, das Leben zu gestalten, sich auf das Leben einlassen, auf den Ackerboden, das gehört zum Leben dazu. Und es gehört dazu, dass ich das nicht nur für mich alleine mache. Die Zeit des Alten Testamentes dachte immer in Völkern, das Individuelle war noch nicht so ausgeprägt. Wir sind immer eingebunden in „ein Volk“, eine Gemeinschaft, wobei „Volk“ heute vielfältiger, diverser und heterogener ist als „die Deutschen“ oder „die Österreicher“. „Volk“ bedeutet heute: die Gemeinschaft der Menschen, die auf einem Territorium, in einem Land lebt, auf dieser Welt leben. Da hinein sollen unser Gräber geöffnet werden.

Sie werden nicht nur geöffnet, damit wir nur für uns Leben haben, sondern wir sind immer Teil eines Größeren. Und es geht darum, zu erkennen, „dass ich der HERR bin“, wie es in der Lesung heißt. Oder: „Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn.“ Es geht darum, zu erkennen, dass wir im Leben mehr Möglichkeiten haben, als in unseren Gräbern zu bleiben. Wir haben eine Kraft in uns, an unserer Seite, die uns die Möglichkeit gibt, aus unseren Gräbern aufzustehen, aus ihnen herauszugehen und neu ins Leben zu gehen. Wir dürfen das Leben selbst, wir dürfen Gott erkennen.

Manchmal brauchen wir dazu Unterstützung. Durch meinen Partner, meine Partnerin, durch meine Familie, meine Gemeinschaft, durch meinen Arzt, durch Beratung oder Therapie, durch meinen Glauben, durch das Zeugnis der Bibel, durch die Auferstehung Jesu. Wir haben immer eine Möglichkeit, mit dem Leben umzugehen. Lassen wir uns durch diese vorösterliche Botschaft dieses Sonntags ermutigen, aufzustehen, auf den Ackerboden unseres Lebens zu gehen, um fruchtbar zu werden. Auch wenn diese Fruchtbarkeit klein und vielleicht unscheinbar sein mag.

Fruchtbar heißt, dass ich mich in mein Leben einbringe, dass ich mich in die Gemeinschaft einbringe. Mit meinen Möglichkeiten und Grenzen. Diese allerdings muss ich akzeptieren lernen, sonst scheint der Weg zurück ins Grab bequemer und einfacher als das Leben, das vor mir liegt. Jesus, Gott, das Leben möchte uns nicht überfordern, aber es möchte, dass wir leben. Und wenn wir das immer wieder versuchen, dann ist Ostern mitten in unserem Leben – schon heute.

Sascha Heinze SAC

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