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Hummel auf Blüte
Dankbar sein, geheilt werden und die Schätze dieser Welt genießen

Sonntag, 22.10.2025
Lk 17,11-19

Die Welt ist voller Schätze:
ein Sonnenuntergang – so wie diese Tage öfter:
wo der Himmel von Himmelblau bis Purpur erstrahlt.
Und man stehen bleibt und einfach den Moment genießt.

Der Augenblick, wenn man draufkommt, dass vielleicht zwar noch viel zu erledigen wäre, aber nichts mehr so wichtig ist, dass es sofort zu erledigen ist.

Einer viel zu dicken Hummel beim Flug zuzusehen und sich zu wundern, wie das überhaupt gehen mag
… mit viel zu kurzen Flügeln und einem so pummeligen Körper …
Was die Natur, die Schöpfung, Gott sich immer wieder für wundervolle Geschöpfe einfallen lässt!

Das spontane, tiefe, erfüllende Gespräch über mehr als nur Oberflächlichkeiten mit jemandem, mit dem man das noch nie gemacht hat … aus dem man dann bereichert herausgeht … und darin dreierlei entdeckt:
den Menschen vor mir
Erkenntnisse für mich
und eine kleine Tür zum Himmel
die sich einen Spalt breit auftut!

Ein lange nicht mehr gehörtes Lieblingslied wiederzuentdecken und sich wie früher über dieses wundervolle Musikstück zu freuen wie beim ersten bewussten Hinhören: wie perfekt, wie einzigartig, wie überraschend einfach und doch genial.

Eine plötzliche, ganz tiefe Erkenntnis, die den Lebensweg einen neuen Spin, eine neue Richtung gibt und die kreisenden Gedanken um eine Herausforderung, die man vorher nicht zu meistern glaubte, sich dadurch lösen …

… all diese kleinen Wunder sind spontane Geschenke, die schnell einmal übersehen werden können.
Die Frage ist, wie kann ich sie für mein Leben sichtbar machen, sie greifbar werden lassen?

Die vorher gehörte Bibelstelle gibt uns da Hinweise: Es sind die Begriffe der Krise (hier formuliert als: Unreinheit) und der Dankbarkeit, um die sie kreisen.

Die 10 Aussätzigen sind in einer echten Krisensituation: Sie gehören nicht (mehr) zur Gesellschaft – sind ausgeschlossen von der Leitkultur und in einer Mangelwelt, wie wir sie zur Zeit Jesu vorfinden, in der sie vom Rest der Bevölkerung aufgrund ihrer Isolation durch ihre Unreinheit abgeschieden wurden.

Das kann schnell auch eine reale Bedrohung für das Leben sein:
Sie sind ausgeschlossen von sinnstiftenden, religiösen Kulten – also auch von Prozessen des Wissenstransfers,
aber wohl auch von gemeinschaftlichen wirtschaftlichen Aktivitäten. Sie haben keine Möglichkeit, am herkömmlichen Broterwerb durch Handwerk oder Handel teilzunehmen und sind daher angewiesen auf Almosen, also auf das, was die Gesellschaft an Überschüssen für sie bereit hält. Und das kann oft sehr wenig sein, wenn es – wie zu dieser Zeit halt oft – von allem zu wenig gibt.

Und dann stehen sie Jesus gegenüber, diese 10 Aussätzigen. Von der Ferne bitten sie um Überstützung.
Und Jesus schenkt sie ihnen, ohne großem Brimborium: Er lädt sie ein, zurück (zu den Priestern, zurück in die Leitkultur) zu gehen und sie werden auf dem Weg dorthin rein.
Was ist da passiert?
Hat die Krise, die konkrete Auseinandersetzung mit ihr zu einem persönlichen Perspektivenwechsel geführt?
Die bewusste Auseinandersetzung mit der Krise, ihren Gründen und ihrem darauf zugehen hat sie verändert.

Was aber ist mit dem 2. tragenden Begriff dieser Bibelstelle, dem der “Dankbarkeit”?
Von den 10 Geheilten kehrt nur einer zu Jesus zurück, um sich zu bedanken.

Was hat es überhaupt mit dieser Dankbarkeit auf sich? Dankbarkeit also: Was für ein banaler Begriff. Vieltausendmal schon gesagt, ein schnelles “Danke!”.
Ein Begriff, der uns schon als Kleinkind beigebracht wird und zu den guten Sitten gehört:

Grüßen, Bitte und Danke sagen!
Der Bodensatz der gesellschaftlichen Leitnormen.

Aber wie dankbar sind wir oft wirklich? Meinen wir unsere Dankbarkeit ernst?

Wie in so Vielem, das unser Leben durchzieht, ist dieses bewusste Danken eine Wertehaltung, die uns kaum zu tangieren scheint, uns also nur funktional anerzogen wurde und mechanisch ausgeführt wird.

Achten wir darauf, wofür wir dankbar sind?

Wofür sind wir wirklich dankbar?

Sind wir zum Beispiel dankbar für die Welt, in der wir leben dürfen?

Sind wir dankbar dafür, wenn wir den Wasserhahn aufdrehen und es fließt trinkbares Wasser heraus?

Sind wir dankbar, wenn wir mit den Schönheiten der Welt konfrontiert sind?

Sind wir dankbar für den vollen Teller oder nehmen wir alles als selbstverständlich hin, weil alles halt übervoll da ist?

Der britische Biologe Rupert Sheldrake schreibt in seinem Buch “Die Wiederentdeckung der Spiritualität”: “Sobald wir aufhören, nahezu alles für selbstverständlich zu halten, wird uns bewusst, dass wir für fast alles dankbar sein können.”

Er sieht in der Dankbarkeit keine lässliche, geringschätzige Übung der Höflichkeit, sondern gerade auch als Praxis, die es für heute wiederzuentdecken gilt, denn – und so belegen es Studien im Zusammenhang mit dem Themenfeld der Dankbarkeit: Gewohnheitsmäßig dankbare Menschen sind tendenziell glücklicher als ständig undankbare Menschen. Sie leiden sie auch weniger unter Depressionen, erfahren ihr Leben als sinnerfüllt und sind dadurch zufriedener und großzügiger.

Wer dankbar ist, der nimmt wohl tendenziell auch nicht alles einfach so als Selbstverständlichkeit wahr und lernt mit dem bewussten Danken das ihm Geschenkte noch einmal mehr zu achten.
Gerade das kann eine echte Chance für unseren Umgang mit der Welt, der Schöpfung und damit unserem Umgang miteinander sein.
Denn: nicht die Glücklichen sind dankbar, sondern die Dankbaren sind glücklich, so heißt es.

Der dankbare Samariter dankt Jesus für die Heilung vom Aussatz. Doch Jesus dreht den Spies – wie so oft – um: Nicht er, Jesus, hat ihn vom Aussatz geheilt; nein, vielmehr hat sein Glaube ihn selbst gerettet.

Die Dankbarkeit und der Glaube, dass es gut wird, heilen den Aussätzigen.

Ich habe mir für euch eine kleine Dankbarkeits-Hausaufgabe ausgedacht:

Ich lade euch ein, jemandem, dem ihr schon lange nicht mehr “DANKE” gesagt habt einen Brief der Dankbarkeit zu schreiben.
Vielleicht entdeckt ihr beim Schreiben des Dankbarkeitsbriefes, gerade aber auch beim Überreichen, dass die eigentlich Beschenkten ihr selbst seid.

Sebastian Schlöglmann

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