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An und über Grenzen gehen

Es gibt Erfahrungen, die unser Bewusstsein weiten. Weiten, hinein in Erfahrungen, die uns über Grenzen führen. Über die Grenzen unseres Glaubens, über die Grenzen unserer gekannten Erfahrungen, über die Grenzen meiner Vorstellungen hinaus.

In den beiden Lesungen, die wir gehört haben, geht es auch um die Weitung unseres Bewusstseins. Abraham ist bereit, über die Grenzen seines Menschseins zu gehen und seinen Sohn zu opfern. „Weil du das getan hast und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast, will ich dir Segen schenken in Fülle und deine Nachkommen überaus zahlreich machen wie die Sterne am Himmel und den Sand am Meeresstrand.“ Abraham erfährt durch seine Bereitschaft, an und auch über seine Grenzen zu gehen, Segen, Weitung, Lebensfülle.

Meine Deutung ist aber keine Aufforderung, nicht auf seine Grenzen zu achten. Im Gegenteil. Aber auch Lebensaufgaben, ob familiäre, sportliche oder spontane Erfahrungen führen uns manchmal an und über subjektive Grenzen hinaus. Ich erinnere mich an Charlotte Urban, eine Lehrerin der Meditation, die uns im Noviziat die Dehnung abverlangt hat. „Das Geheimnis der Elastizität ist die Dehnung“, war eine markante Weisheit und ein Mantra von ihr. In der Dehnung von Bändern und Sehnen entdecken und spüren wir manchmal neue Weite, neue Möglichkeiten der Beweglichkeit, die Weitung unserer Freiheitsgrade. Eine Erfahrung, die vielleicht viele von uns kennen.

Um die Erfahrungen der Weite, der Freiheit, der neuen Möglichkeiten geht es auch heute in den gehörten Texten. Auch auf dem Berg, den Jesus mit seinen Begleitern ersteigt, machen die Jünger Jesu eine solche Erfahrung. „Und er wurde vor ihnen verwandelt; seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann.“ Und weiter heißt es: „Da kam eine Wolke und überschattete sie, und es erscholl eine Stimme aus der Wolke: Dieser ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören.“ Die Jünger machen Erfahrungen, die ihnen die Herrlichkeit und Größe Jesu zeigen, sie machen Erfahrungen, die ihnen das Geheimnis Jesu offenbaren, sie machen Erfahrungen, die sie beschäftigen: „Und sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen.“  Sie machen Erfahrungen, die etwas in ihnen anrühren, die etwas in ihnen auslösen, die Fragen in ihnen aufkommen lassen.

Wenn wir an und über unser Grenzen geführt werden, wenn wir also an Erfahrungen geführt werden, die unser Gewohntes und Bekanntes übersteigen, dann kann das eine Möglichkeit sein, unser Bewusstsein zu weiten. Dann kann das eine Möglichkeit sein, unser Leben in Bewegung zu setzen, hin zu mehr Offenheit, hin zu mehr Verständnis der Wirklichkeit, hin zu mehr Erdung und Weite in unserem persönlichen Leben.

Trauen wir uns also auch, an und über Grenzen zu gehen, damit wir Erfahrungen machen können, die uns verwandeln, die uns tiefer ins Leben und in unsere eigene Wirklichkeit führen können. Es können Erfahrungen sein, die unsere Verbundenheit mit dem Leben, mit Gott, mit uns selber stärken und vertiefen, damit wir so gelassener und sicherer durchs Leben gehen können.

„Segnen werden sich mit deinen Nachkommen alle Völker der Erde, weil du auf meine Stimme gehört hast.“ So die Verheißung des Engels an Abraham. Die Stimme Gottes ist eine Metapher für die innere Zustimmung zu neuen Erfahrungen, zum Überschreiten von Grenzen, zu neuen Möglichkeiten meines Bewusstseins. Gott, das Leben, möchte uns immer in die Weite führen. Denn die Weite und die Offenheit sind die Möglichkeiten, die uns Weisheit, Klarheit, und Weitung unseres Lebens schenken können. Das ist der Weg Jesu, das ist der Weg Gottes mit uns Menschen. Die Fastenzeit lädt uns dazu neu ein.

Sascha Heinze SAC

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